PRESSEMITTEILUNG
Eigenverwaltung für Flensburger Schiffbau-Gesellschaft angeordnet – Produktion soll im Frühsommer wiederaufgenommen werden
- Eigenverwaltung bedeutet: Geschäftsführung ist voll handlungsfähig
- Martin Hammer wird neuer Geschäftsführer und durch zwei Generalhandlungsbevollmächtigte verstärkt
- Dr. Christoph Morgen zum vorläufigen Sachwalter bestellt
- Löhne und Gehälter sind zunächst über Insolvenzgeld gesichert
Dem Antrag der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft mbH (FSG) entsprechend, hat das Amtsgericht Flensburg die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet. Neuer Geschäftsführer wird neben Jaap Klein der erfahrene Werftenmanager Martin Hammer, Gründer der auf Restrukturierung spezialisierten Beratungsgesellschaft enomyc. Als Generalbevollmächtigte stehen die Sanierungsexperten Stefan Denkhaus und Friedrich von Kaltenborn von der Kanzlei BRL aus Hamburg zur Seite. Zum vorläufigen Sachwalter wurde Dr. Christoph Morgen, Partner in der bundesweit tätigen Kanzlei Brinkmann & Partner, bestellt.
„Wir als FSG wollen auch in Zukunft für modernen Schiffbau an der Förde stehen. Jetzt muss erst einmal Ruhe ins Unternehmen einkehren, das ist für die Beschäftigten und die Kunden gleichermaßen wichtig. Der aufgrund der Covid-19-Ausbreitung ruhende Werftbetrieb soll nach aktueller Planung im Frühsommer wieder aufgenommen werden, damit wir den industriellen Schiffbau fortführen können“, beschreibt Geschäftsführer Martin Hammer die kommenden Schritte.
Das insolvenzrechtliche Know-how bringen die Generalbevollmächtigten in die Eigenverwaltung der FSG ein: „Ziel des Verfahrens ist es, den Schiffbau auf eine solide Finanzbasis zu stellen. Das ist sowohl für die Gläubiger als auch für die Kunden erstrebenswert. Dazu wollen wir im ersten Schritt die im Bau befindliche RoPax-Fähre Neubau 774 für Brittanny Ferries weiterbauen“, so Stefan Denkhaus von BRL.
Dr. Christoph Morgen, Fachanwalt für Insolvenzrecht, Steuerberater und Betriebswirt, wird die Eigenverwaltung in seiner Eigenschaft als vorläufiger Sachwalter überwachen und das Unternehmen begleiten: „Die FSG ist Weltmarktführer für RoRo-Fähren. Ich begrüße es, dass der Gesellschafter ankündigt, die Werft sanieren und mit Aufträgen des Alt-Gesellschafters fortführen zu wollen. Beide übernähmen damit Verantwortung in dieser schwierigen Situation. Ziel muss es nun sein, aus dieser Ankündigung kurzfristig einen tragfähigen Sanierungsplan zu entwickeln, diesen auf Umsetzbarkeit zu prüfen und die Finanzierung sicherzustellen. Das ist jedenfalls meine Erwartungshaltung für die Eigenverwaltung.“
Lars Windhorst, Gründer der FSG-Eigentümerin Tennor Holding, will sich für die FSG engagieren: „Wir stehen weiterhin zu unserem Engagement bei der FSG. Die Eigenverwaltung wird nun gemeinsam mit Tennor ein tragfähiges Konzept für die Zukunft erarbeiten. Auch mit dem vormaligen Gesellschafter Siem stehen wir in engem, konstruktivem Kontakt.“
Aktuell erhalten die rund 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kurzarbeitergeld. Derzeit wird noch geprüft, für welche Monate die Insolvenzgeldvorfinanzierung greifen soll. Jedenfalls sind der laufende Monat sowie die Monate Mai und Juni gesichert. Das Ziel der Eigenverwaltung ist es aber, den Insolvenzgeldzeitraum in den Monaten Mai bis Juli darzustellen.
Thomas Jansen, Vorsitzender des FSG-Betriebsrats, erklärt: „Der Betriebsrat und die Belegschaft sind sich darüber einig, dass die Zeit des Schweigens vorbei sein muss – denn nur gemeinsam können wir es schaffen. Wir sind Weltmarktführer im RoRo-Schiffbau und wollen an den Erfolg anknüpfen. Dazu müssen wir wieder zu unseren alten Strukturen und Stärken zurückkehren. Geschäftsführung und Belegschaft müssen auf der Werft wieder miteinander arbeiten.“
„Ich erwarte ein langfristiges Engagement des Gesellschafters bei der FSG. Es darf nicht nur darum gehen, kurzfristig Aufträge abzuarbeiten. Die Belegschaft hat gezeigt, dass sie auch unter schwierigsten Umständen preisgekrönte und komplizierte Schiffe konstruieren und bauen kann. Ich glaube an die Zukunft der FSG“, so Michael Schmidt, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Flensburg.
Flensburg, 26. April 2020
Bildunterschrift (Foto Patrick Piel):
Dr. Christoph Morgen, vorläufiger Sachwalter, Martin Hammer, neuer Geschäftsführer der FSG, Stefan Denkhaus, Generalbevollmächtigter, Jaap Klein, Geschäftsführer FSG, Lars Windhorst, Gründer Tennor Holding, Thomas Jansen, Vorsitzender FSG-Betriebsrat, sein Stellvertreter Michael Nissen und Michael Schmidt, 1. Bevollmächtigter IG Metall Flensburg (v.l.n.r.)
Pressekontakt:
Schellenberg & Kirchberg PR
Cord Schellenberg
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Über die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG)
Seit der Gründung im Jahr 1872 hat die FSG mehr als 750 Schiffe entworfen und gebaut. Darunter viele einzigartige und komplexe Projekte, wie tauchende Schwergutfrachter, Seismikschiffe, Well Intervention Vessels, hochmoderne RoRo-Fähren oder Schiffe zur strategischen Unterstützung der Marine. Die Stärke des Unternehmens liegt dabei in der Konstruktion und Umsetzung maßgeschneiderter Lösungen für Eigner und Betreiber mit hohen Erwartungen an Zuverlässigkeit und optimale Funktionalität. Der Erfolg der FSG basiert auf der Kombination von langjähriger Erfahrung, ausgereiften Planungs- und Produktionsprozessen, soliden Konstruktionsfertigkeiten sowie dem Antrieb, die Bedürfnisse und Anforderungen der Kunden zu identifizieren und perfekt umzusetzen.